Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Clive Mitten: Tales From A Misspent Youth – Volume I (Review)

Artist:

Clive Mitten

Clive Mitten: Tales From A Misspent Youth – Volume I
Album:

Tales From A Misspent Youth – Volume I

Medium: Download/Do-CD
Stil:

Instrumentaler Progressive Rock, Coverversionen, Electronics

Label: Bumnote Records/Just For Kicks
Spieldauer: 125:18
Erschienen: 11.02.2022
Website: [Link]

Auch wenn er heutzutage selber eine Vielzahl aufsteigender, junger Progressive-Rock-Musiker maßgeblich mit seiner Band TWELFTH NIGHT seit den 1980er-Jahren beeinflusst(e), so ist es für den Multiinstrumentalisten CLIVE MITTEN auch mal an der Zeit, den musikalischen Spieß umzudrehen und auf die Bands und Musiker zu verweisen, die ihn selber bei seiner musikalischen Entwicklung schwer beeindruckten und beeinflussten.
Gibt's da eine bessere Idee, als diese Aufnahmen in Form von (mitunter sehr eigentümlichen) Eigeninterpretationen auf einem eigenen Album zu veröffentlichen?
Klare Antwort: Eine großartige Idee – und hier kommt eine noch viel bessere Erkenntnis: Diese großartige Idee wurde von CLIVE MITTEN in grandioser Weise und mit viel klassisch anmutenden Ambitionen umgesetzt. Und das gleich auf einer Doppel-CD mit über zwei Stunden Spielzeit!

Tales From A Misspent Youth – Volume I“ wurde von Mitten zudem noch einem ganz besonderen Menschen gewidmet – seiner Großmutter Doris, die 'zwar schon vor über 40 Jahren starb, aber nicht bevor sie mir das Klavierspielen und viel über Musiktheorie beigebracht hatte'. Also dürfen wir auch Mittens verstorbener Oma dankbar sein, dass wir uns dieses rein instrumentale, symphonische, epische, aber auch akustisch-fragile Cover-Album anhören, genießen und in eigenen Erinnerungen an die großen progressiven Helden unserer Vergangenheit schwelgen dürfen, als da wären: PINK FLOYD, MIKE OLDFIELD, GENESIS, SUPERTRAMP, JETHRO TULL, PETER GABRIEL und RUSH.

Dass zudem zusätzlich unweigerliche ROBERT REED-Erinnerungen bei diesem Album aufkommen, ist logisch, auch wenn Reed zwar nicht covert, dafür aber unüberhörbar an die ganz großen Meister (speziell Oldfield) erinnert, welche nunmehr CLIVE MITTEN auf unwiderstehliche Art als Cover auf seinem Album verewigt. Dabei fährt er – genauso wie Reed – ebenfalls ein riesiges Arsenal an Instrumenten auf, die er zu jedem einzelnen Stück auch im Booklet aufführt und dazu noch ausführlich darüber Auskunft gibt, welche Gefühle die einzelnen Versionen bei ihm auslösen und wie er diese auf seine Art im Rahmen des Albums gestaltet.

Schon der Einstieg in das Album haut einen um – nicht etwa, weil von PINK FLOYD „Shine On You Crazy Diamond“ erklingt, sondern WIE es erklingt – nämlich als ein auf dem 'Cinematic String Orchestra' basierendes Werk, bei dem ein Cello alle Gesangs- und Gitarren-Teile übernimmt, aber natürlich auch Tasten- sowie Blasinstrumente nicht fehlen und sogar zwei Harfen zum Einsatz kommen.

Und Mittens 'Cinematic/Chamber String Orchestra' macht zugleich den Großteil aller gewählten Cover-Versionen aus und verleiht diesen etwas Klassisches.

So stellt Mitten auch im Booklet fest, dass er sich in der Art, wie er PINK FLOYDs „Echoes“ umsetzte, sich stark an den klassischen Werken von MOZART und BEETHOVEN orientierte, da diese tatsächlich perfekt für solch eine „Echoes“-Suite geeignet sein. Na, dass muss doch den Herrn Waters, Mason und Gilmour Glückstränen in die Augen treiben, denn schließlich haben die sich ja auch mit ihrer „Atom Heart Mother“ ganz dem klassischen Orchester geöffnet, so viel Ärger sie sich dabei auch mit einigen arroganten Orchester-Musikern einhandelten.

Die älteste Coverversion stammt aus dem Jahr 1969: „Living In The Past“ von JETHRO TULL; die jüngste und zugleich kürzeste aus dem Jahr 1982: „Countdown“ von RUSH.
Die längste Version aber ist mit gut 23 Minuten „Supper's Ready“ von GENESIS, knapp gefolgt von den gute 20 „Tubular Bells“-Minuten eines MIKE OLDFIELD.

Summa summarum ist dieses Doppel-Album, so lang oder kurz, alt oder älter, progressiv oder klassisch die einzelnen Cover-Versionen auch sein mögen, ein echter Volltreffer für all diejenigen, die mit richtig gutem Art- und Progressive-Rock musikalisch sozialisiert worden sind und von diesem nie wieder loskamen. CLIVE MITTEN interpretiert unsere Prog-Helden zudem noch so eigenständig und voller (eher klassischer) Ideen, dass nicht eins der insgesamt 14 Stücke wie der zweite Aufguss des Originals klingt, sondern beispielsweise wie bei SUPERTRAMPs „Bloody Well Right“, mit drei Konzert-Harfen eingespielt, gar wie ein kleines ALAN STIVELL-Meisterwerk mit einer fetten Prise VOLLENWEIDER oder bei RUSHs „La Villa Strangiato“ wie eine geile Version von PIERRE MOERLEN'S GONG klingt.

FAZIT: Wie lebendig, zeitlos und zugleich klassisch die progressiven Meisterwerke besonders der Siebziger Jahre von PINK FLOYD bis MIKE OLDFIELD, GENESIS bis SUPERTRAMP auch heute noch klingen, wenn man sie wie kleine symphonische Instrumentalwerke bearbeitet und ihnen einen ganz besonderen, wiederum einzigartigen Charakter verleiht, zeigt uns CLIVE MITTEN von TWELFTH NIGHT auf seiner Doppel-CD „Tales From A Misspent Youth – Volume I“. Da wartet man jetzt schon sehnsüchtig auf Teil zwei!

PS: Übrigens engagiert sich CLIVE MITTEN gerade auch intensiv für die Ukrainer, denen Putin derzeit ihr Land wegzubomben versucht, und hat aus diesem Grunde eine knapp viertelstündige Version von „The Great Gate Of Kyiv“ aufgenommen, mit dem er zugleich Spenden für die Kriegsopfer sammelt. Natürlich wollen auch wir das unterstützen. CLIVE MITTEN schreibt zu seiner Suite:
„Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Unterstützung der Menschen in der Ukraine. Alle erhaltenen Gelder gehen direkt an Ärzte ohne Grenzen, die alles riskieren, um vor Ort zu helfen. Es gibt keinen Preis, da dies keine kommerzielle Veröffentlichung ist. Bitte zahlen Sie, was Sie können, um den Menschen in der Ukraine dringend benötigte Hilfe zu ermöglichen. Der Track enthält die folgenden Abschnitte. Alles ist relevant für Prog oder die Ukraine. Und hoffentlich genießen Sie die Musik.
Finale der Firebird Suite
Strawinskys Mutter wurde in Kiew geboren und er kehrte ihr ganzes Leben lang in den Ferien dorthin zurück. Dies ist auch das Intro zu 'Yessongs' und YES-Gigs seit Jahren. Ich habe es für ein sehr großes Orchester arrangiert.
Bilder in einer Ausstellung
Berühmt auch durch ELP geworden und von Ravel orchestriert, verwende auch ich die letzten beiden Stücke:
Baba Yaga (oder Babi Yar)
Ich habe diesen Teil verwendet, da es viel Hoffnung macht und 'The Great Gate' perfekt umrahmt. Ich habe es als Grundlage auf Mussorgskys Original-Klavierpartitur, Ravels Orchestrierung und meiner eigenen Orchestrierung angelegt.
Das Große Tor von Kiew
Das endgültige Stück basiert auf den Versionen von Mussorgsky, Ravel sowie meinen eigenen Ergänzungen und Ideen.
Nationalhymne der Ukraine
Für Klavier, Chor, Solosopran und Streicher.

Zu finden ist das Werk hier auf der Bandcamp von CLIVE MITTEN!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2460x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • CD 1 (60:54):
  • Shine On You Crazy Diamond (PINK FLOYD 1975)
  • Jeux Sans Frontiers (PETER GABRIEL 1980)
  • Tubular Bells (MIKE OLDFIELD 1973)
  • Rudy (SUPERTRAMP 1974)
  • Supper's Ready (GENESIS 1972)
  • CD 2 (64:24):
  • Echoes (PINK FLOYD 1971)
  • Solsbury Hill (PETER GABRIEL 1977)
  • Countdown (RUSH 1982)
  • La Villa Strangiato (RUSH 1978)
  • School (SUPERTRAMP 1974)
  • Bloody Well Right (SUPERTRAMP 1974)
  • Xanadu (RUSH 1977)
  • Living In The Past (JETHRO TULL 1969)
  • In The Cage Medley (GENESIS 1982)
  • *Cinema Show
  • **In The Cage
  • ***Cinema Show
  • ****Slippermen
  • *****Afterglow

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Thomas
gepostet am: 06.10.2022

User-Wertung:
9 Punkte

Also ich warte nicht sehnsüchtig auf Vol. 2; einige Umsetzungen finde ich gut (z.B. Echoes), aber andere (z.B. Tubular Bells) sind misslungen
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Tage hat eine Woche?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!